Fürth im Odenwald im Kreis Bergstraße

Aktueller Beitrag vom 12.12.2016

Heute stelle ich hier einen Aktuellen Beitrag vor, diesen habe ich für die Geschichtsblätter des Kreises Bergstraße verfasst und er wurde im Dezember 2016 im Band 49 des Geschichts- und Heimatvereins im Kreis Bergstraße veröffentlicht. 

 

 

Kreis-Obersegment-Stempel Fürth im Odenwald

 

Nachdem die amtliche Verfügung des Reichs Postamtes in Berlin vom 7.1.1884 erschien, welche die Neueinführung bzw. Herstellung von

Rahmenstempeln untersagte, war man gezwungen nach Alternativen zu suchen. Die Rahmenstempel sollten abgeschafft werden, da sich zu dieser Zeit die amtliche Schreibweise von Ortsnamen und deren Zusätze änderte und nicht mehr mit den Inschriften der selbigen übereinstimmte.

 

Rahmenstempel FÜRTH * IM ODENWALD * der bis 1897 verwendet wurde.

 

Bei Orten welche nur einmal im Reichspostgebiet existierten wurden einfache Kreisstempel angeschafft, bei Ortsnamen, die mehrfach vorhanden waren, musste im Stempel ein Zusatz erfolgen, der einen Hinweis auf die Region gab, in der sich der Ort befand, um einen reibungslosen Ablauf des Postbetriebes gewährleisten zu können. So ersparte sich der Postbeamte das lästige und zeitraubende nachschlagen im Ortsregister. Fehlleitungen von Postsendungen wurden dadurch verringert.

 

Die Stempelform, der Kreis-Obersegment-Stempel, fand neben dem Reichspostgebiet auch Verwendung in den deutschen Abstimmungsgebieten

Marienwerder und Oberschlesien.

Ebenso in der Freien Stadt Danzig und dem Saargebiet wie auch in den Deutschen Kolonien.

 

In den Jahren 1918 bis 1920 kommen die Stempel auch auf Briefmarkenausgaben

(Freimarkenausgaben) von Frankreich und Polen vor, die nach dem 1. Weltkrieg

Gebiete des Deutschen Reiches zugesprochen bekamen und bis zur Beschaffung/Herstellung eigener Stempel diese teilweise weiter verwendet haben.

 

Registriert sind von dieser Stempelform aus dem deutschen Reichspostgebiet aktuell ca. 3400 verschiedene Stempel, da wundert es nicht, wenn auch im Kreis Bergstraße ein Kreis-Obersegment-Stempel zum Einsatz kam, nämlich aus Fürth im Odenwald.

 

Postkarte von Fürth an Herrn Oscar Jäger, Stuhlfabrik in Weinheim an der Bergstraße vom 5.8.1889

Ritters Geographisches Statistisches Lexikon aus dem Jahre 1895 beschreibt Fürth wie folgt:

 

"Fürth, ein Flecken in Deutschland im Großherzogtum Hessen, der Provinz Starkenburg im Kreis Heppenheim gelegen im hessischen Teil des Odenwaldes." 

Die Post in Fürth war recht früh vertreten, so gab es ab dem Jahre 1743 eine Posthilfsstelle, diese wandelte man im Jahre 1807 in eine Postexpedition bis dann im Jahre 1876 ein Postamt III. Klasse mit Telegraphenstation in Fürth eingerichtet wurde.

 

Zu dieser Zeit gab es im Ort 2 Briefkästen, und weitere 7 Briefkästen befanden sich in den Dörfern Altlechtern, Fahrenbach, Kröckelbach, Lörzenbach, Steinbach und Weschnitz, welche selbst keine Poststelle hatten und zum Landbestellbezirk des Postamtes Fürth gehörten und postalisch mit versorgt wurden.

 

Das Postamt III. Klasse in Fürth hatte im Jahr 1878 an eingehenden Briefpostsendungen 36.000 Stücke zu bearbeiten, hingegen gingen von dieser Poststelle 26.000 Briefe-Postkarten-Drucksachen in die Welt hinaus, beachtlich wie ich finde.

Das Dorf hatte um das Jahr 1895 ganze 1380 Einwohner und wie man auf dem Auszug der amtlichen Postleitkarte des Kursbüros des Reichs-Postamts Berlin aus dem Jahre 1893 ersieht, keinerlei Bahnanbindung an die Außenwelt.

 

Diese wurde im Jahre 1895 durch die Inbetriebnahme der 16,4 Kilometer langen Weschnitztalbahn, welche von Weinheim an der Bergstraße dem Tal der Weschnitz folgend über Birkenau, Reisen, Mörlenbach, Zotzenbach, Rimbach, Lörzenbach-Fahrenbach nach Fürth im Odenwald führte.

 

Durch diese Verkehrsanbindung an Weinheim war es ab dato auch möglich, die Verkehrswege nach Heidelberg, Darmstadt oder Frankfurt am Main via Reichsbahn, die in Weinheim einen Haltestation hatte, zu erreichen. 

 

Dienstbrief von Fürth am 17.5.1895 nach Gammelbach, Post Beerfelden.

 

Warum ein Kreis-Obersegment-Stempel für Fürth im Odenwald?

 

Es gab um die Jahrhundertwende im deutschen Reichspostgebiet 5 Ortschaften mit dem Namen Fürth, neben dem Fürth im Odenwald gab es weitere Ortschaften gleichen Namens im Bezirk Trier, im Rheinland, in Bayern und einen Ort Fürth am Berge, welcher allerdings keine eigene Poststelle hatte.

 

Die Gemeinde aus dem Odenwald, dem Bezirk Trier und dem Rheinland erhielten alle jeweils einen Kreis-Obersegment-Stempel mit entsprechendem Zusatz, den Fürth in Bayern nicht benötigte, denn die Bayern hatten bis 1920 eine eigene Posthoheit und waren schon immer etwas außergewöhnliches.

 

Der Kreis-Obersegment-Stempel aus Fürth im Odenwald ist derzeit bekannt vom 24.7.1889 bis zum 17.11.1903, für diese Stempelform ein eher kurzer Zeitraum.

 

 

 

Quellenangaben:

·        Ritters Geograph.-Statist. Lexikon, Band A-K, 8. Auflage 1895

·        Topograph.-Statist. Handbuch des Reichspostgebietes,  Berlin 1878

Düneberg im Bezirk Hamburg

Aktueller Beitrag vom 30.10.2016

Im Jahre 1876 errichteten Otto von Bismarck und Max Duttenhofer, auf einem 20 Hektar großen Gelände, den Besenhorster Sandbergen, die im Kreis Herzogtum Lauenburg lagen, die Pulverfabrik Düneberg. Im Jahre 1912 wurde die Fabrik nebst Gelände an die aus der Pulverfabrik Rottweil hervorgegangene Vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabrik AG verkauft.

 

Das Geschützpulver, das in Düneberg hergestellt wurde, transportierte man vom Landungssteg aus per Schiff auf der Elbe in die Welt. Auf dem gleichen Wege kamen die benötigten Rohstoffe in die Fabrik. Die Entwicklung der Fabrik ging rasant von statten, waren es im Jahre 1885 noch 300 Mitarbeiter, so stieg die Zahl der Beschäftigten bis zum Jahre 1914 auf 950 Mitarbeiter, nach Ende des 1. Weltkrieges waren 16700 Mitarbeiter beschäftigt. Man nannte die Gegend um Geesthacht auch die Pulverkammer Deutschlands.

 

Postkarte der Pulverfabrik Düneberg nach Mannheim vom 19.8.1916

 

Die Post in Düneberg ließ etwas auf sich warten. Der Ort gehörte zum Landbestellbezirk des Postamtes III. Klasse Geesthacht, erst im Jahre 1912 erhielt der Fabrikort eine eigene Postagentur, die auch direkt mit einem KOS ausgestattet wurde. Dieser ist derzeit vom 22.9.1913 bis zum 20.1.1919 registriert.

 

Die Eisenbahn kam früher in Düneberg an, obwohl Anfang des letzten Jahrhunderts der Bau einer Eisenbahnstrecke, wie die der 14 km langen Kleinbahn von Geesthacht nach Bergedorf, noch ein großes Risiko darstellte. Der Bau verschlang 1,6 Millionen Mark und einer der Hauptsponsoren war die Pulverfabrik, für deren steigende Zahl von auswärtigen Arbeitern diese Eisenbahnstrecke enorm wichtig war. So nahm die Kleinbahn am 19.12.1906 ihren Betrieb auf.

 

Zum 1.10.1919 wurde die Postagentur von Düneberg in das benachbarte Dorf Besenhorst verlegt, Gründe dafür sind mir leider nicht bekannt. Am 1.4.1928 wurden Düneberg und Besenhorst unter dem Namen Düneberg zusammengeschlossen. Zum 1.10.1937 wurde Düneberg im Rahmen des Groß-Hamburg-Gesetzes nach Geesthacht, das jetzt zu Schleswig-Holstein gehörte, eingemeindet. Die Postagentur hieß dann Geesthacht 2.

 

Nöbdenitz im Kreis Gera

Aktueller Beitrag vom 18.9.2016

ein kleines Pfarrdorf im Herzogtum Sachsen-Altenburg, zwischen Gera und Schmölln gelegen. Das Dorf hatte nur wenige hundert Einwohner, welche sich großteils von der Landwirtschaft ernährten. Der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen hatte in der Region um Nöbdenitz eine große Bedeutung und diente der Rohstoffgewinnung für die Arzneimittelindustrie.

 

Am 28.12.1865 wurde durch die Gößnitz-Geraer Eisenbahngesellschaft die Strecke Gößnitz-Gera eröffnet, hier bekam Nöbdenitz einen Haltepunkt. Zum 1. Januar 1878 ging der Bahnbetrieb an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen über.

 

Die Post ließ nicht lange auf sich warten, so erhielt das Dorf mit seinem Landbestellbezirk bereits 1866 eine Postexpedition II aus der 1874 eine Postagentur wurde, welche 1876 in ein Postamt III. Klasse gewandelt wurde.

 

Im Ort selbst befand sich im Jahre 1878 ein Briefkasten, allerdings hatte der Postbeamte auch 10 Kästen im Landbestellbezirk zu leeren und das, laut stat. Handbuch der Reichspost, ganze 3 mal am Tage.

 

Zu Altdeutschen Sachsen Zeiten hatte der Ort einen Zweikreisstempel in Gebrauch, dieser wurde von einem Einkreisstempel der Reichspost abgelöst. 

 

Fernbrief der I. Gewichtsstufe von Nöbdenitz nach Brandenburg vom 3.11.1923

Diese Portoperiode hatte lediglich vom 1.11.1923 bis zum 4.11.1923 Gültigkeit

100 Millionen Mark waren in diesen Tagen als Porto zu entrichten.

 

 

Der KOS NÖBDENITZ (Kr. GERA) * * ist derzeit ab dem 21.2.1923 bekannt, dürfte aber im Jahre 1922 angeschafft worden sein.

 

Nachdem 1920 das neue Land Thüringen gegründet wurde, kam es 1922 zu umfassenden Gebietsreformen. Hier entstand u.a. der neue Landkreis Gera zu dem von 1922 bis 1952 auch Nöbdenitz zählte.

 

Das Dorf ist überregional bekannt vor allem durch die inzwischen fast 1200 Jahre alte Stileiche die sich gegenüber der Kirche befindet. Diese Eiche wurde der Gemeinde vom gotha-altenburgischen Geheimrat Hans Wilhelm von Thümmel abgekauft. Er ließ sich in den Wurzeln des Baumes eine Gruft errichten und dort wurde er auch 1824 beigesetzt.

Büsingen in Baden, eine Enklave in der Schweiz

Aktueller Beitrag vom 14.8.2016

eine Gemeinde  in Deutschland, im Grossherzogtum   Baden, am rechten Ufer des Rheins im Landkreis Konstanz gelegen.

 

Eine deutsche Enklave mit 763 Einwohnern  in der Schweiz, der Ort ist gänzlich vom Schweizer Staatsgebiet umgeben und grenzt rechtsrheinisch an den Kanton Schaffhausen sowie linksrheinisch – mit dem Rhein als Grenze – an die Kantone Zürich und Thurgau. Außer Büsingen gibt es keinen weiteren Ort aus Deutschland der gänzlich in einer Enklave liegt.

 

Auszug aus einer Postleitkarte aus dem Jahre 1893

 

Im Jahre 1918 wollten die Büsinger ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und es kam zu einer Volksabstimmung,  hier sprachen sich 96% der Bewohner für eine Angliederung an die Schweiz aus. Da die Schweizer kein geeignetes Tauschgebiet anbieten konnten, verblieb Büsingen weiterhin beim Deutschen Reich.

 

Im Jahre 1924 folgte ein weiterer Versuch der Büsinger sich der Schweiz anzuschließen, der aber ebenfalls seitens des Deutschen Reiches nicht umgesetzt wurde. 1925 und 1931 jeweils weitere Versuche, aber inzwischen bekamen die Büsinger auf ihre Nachfragen schon gar keine Antwort mehr aus dem Staatsministerium.

 

Als Franzosen nach dem 2. Weltkrieg Büsingen besetzten, wurde ein aus Hannover stammender Kapitän a.D. zum Bürgermeister ernannt. Er ging den Enklaven Status von Büsingen ziemlich rabiat und forsch an, auf den Ortstafeln ließ er zuerst den Zusatz "Landkreis Konstanz" überpinseln und deutschen Amtspersonen verweigerte er den Zutritt zum Dorf, er war der Ansicht, nur die Schweiz hätte ein Anrecht auf den Ort. Nach 2 Monaten Amtszeit beendeten die Franzosen das Intermezzo und setzten den Bürgermeister wieder ab. 

 

Postalisch wurde der Ort bereits um 1860 als Landpostort von Randegg versorgt, um 1864 dann als Postablage bevor der Ort 1872 eine eigene Postagentur erhielt.

 

Recobrief aus der Enklave Büsingen nach Merzdorf in Sachsen vom 11.5.1901

 

Neben den badischen Postablage Stempeln, hatte der Ort zuerst einen Einkreisstempel badische Sonderform in Gebrauch

 

http://www.stampsx.com/hdd/ratgeber/stempel/jpg/227693-img_0070.jpg

 

bevor der KOS angeschafft wurde. Der KOS ist derzeit vom 19.11.1896 an bekannt, das derzeit letzte Verwendungsdatum ist der 10.10.1909

Strassenpost in Berlin

Aktueller Beitrag vom 3.7.2016

Die Einsammlung und Bestellung der in Berlin aufgelieferten und für Empfänger in Berlin bestimmten Briefsendungen (Stadtbriefe) wird von 47 Postämtern besorgt, welche über das 60 Quadratkilometer große Stadtgebiet in ziemlich gleichen Abständen verteilt sind.

Die tägliche Durchschnittszahl der Berliner Stadtbriefe beträgt rund 150.000 Stück, zu ihrer Einlieferung sind 750 Briefkästen aufgestellt, deren Leerung in der Zeit von 4°° Uhr früh bis 10°° Uhr Abends täglich 15 mal erfolgt.

 

Bisher wurden die Stadtbriefe von den Aufgabe Postanstalten nach bewirkter Stempelung stündlich durch Briefkariolen (einspännig gefahrene leichte Kutschen) an die Central Sortierstelle, an das im Mittelpunkt von Berlin gelegene Stadt-Postamt, gesandt. Dort wurden die Stadtbriefe auf die Bestell Postanstalten sortiert und diesen ebenfalls durch stündlich verkehrende Briefkariolen zugeführt.

 

Dieses Verfahren hatte jedoch den Nachteil, das die Briefe, namentlich aber solche, deren Empfänger ganz in der Nähe der Aufgabe Postanstalt wohnten, zunächst zum Stadtpostamt geschafft, daselbst sortiert wurden und dann erst, nach der Postanstalt gelangten, von welcher die Bestellung zu erfolgen hatte. Dies verursachte einen Zeitaufwand von durchschnittlich 1,5 Stunden, der für die Beförderung von Briefen auf solch kurzen Strecken entschieden zu lang ist.

 

Um die Beschleunigung der Beförderung auf den gesamten Stadtbezirk auszudehnen, ohne dabei die Leitverhältnisse schwierig zu gestalten, sowie um das Ziel mit dem thunlichst geringsten Kostenaufwande zu erreichen, wurde dazu übergegangen, die Strassenposten strahlenförmig von und nach dem Stadt Postamte zu führen und sie gleichzeitig an die Stelle der Kariolfahrten treten zu lassen, deren Leistungen sie mit übernehmen.

 

 

Die Strassenposten wurden am 1.11.1889 eingerichtet, sie kursieren stündlich während der eigentlichen Geschäftszeit von 10°° Uhr vormittags bis 7°° Uhr Abends.

 

Die Wagen der Strassenposten wurden extra hergestellt und zwar so dass während der Fahrt die Briefe gestempelt, sortiert und verpackt, sowie die nötigen schriftlichen Aufzeichnungen gemacht werden konnten. Dies gelang und wurde wesentlich dadurch erleichtert da die Straßen in Berlin nun auch durchweg mit Asphaltpflaster versehen sind.

 

Die unten gezeigte Zeichnungen stellen einen Strassenpostwagen in seiner äußeren Form, sowie die innere Einrichtung desselben mit zwei darin arbeiteten Beamten dar.

 

 

Ausgestattet waren die Strassenpostwagen ferner mit Aufgabestempeln, die Stempelform war ein Kreis-Obersegment-Stempel, welche die Bezeichnung der Strassenpost sowie die Angabe des Datums und der Stunde der Einlieferung enthalten,  Auch führten sie alle für den laufenden Dienst erforderlichen Amtsbedürfnisse bei sich. 

 

Ortsbrief Berlin, der hingegen dem Porto im Reichspostgebiet von 5 Pfennig, mit 10 Pfennig zu frankieren war.

Entwertung mit dem seltenen KOS BERLIN, S. STRASSENPOST

 

 

Die Ergebnisse welche nach dem ersten Monat des Bestehens der Strassenpost vorlagen, schreiben eine klare Sprache; so bearbeitete die Strassenposten täglich im Schnitt 70000 Briefe ordnungsgemäß, zusätzlich wurden in die, an den Wagen befindlichen Briefkästen, täglich 1000 Briefe eingeworfen.

 

Wenn man nun den Zeitraum des Bestehens der Strassenpost, die vom 1.11.1889 bis zum 31.3.1900 bestand, zugrunde legt, dann aber feststellen muss, das bis heute lediglich ca. 60 Belege, die sich auf die 11 Strecken verteilen, bekannt sind, so ist das schon ungewöhnlich.

 

im Beiheft zum Amtsblatt N°23 Dezember 1889 findet sich ein weitaus ausführlicher Artikel, sollte hier jemand Bedarf haben, bitte per Email melden.

Jucha in Ostpreussen

Aktueller Beitrag vom 28.5.2016

Gastbeitrag von Alfred Lichtenwald aus Kirchheim

Mit der Einführung der Kreisordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, wurde am 27.5.1874 der Amtsbezirk Nr.19 Jucha im Landkreis Lyck gegründet. Zum Amtsbezirk Jucha gehörten die Landgemeinden Altjucha, Ballamutowen, Gorlen, Jesziorowsken, Laszmiaden, Lysken, Neu-Jucha, Sawadden und der Gutsbezirk Adlig Jucha. Der Sitz des Amtsbezirk war Alt Jucha.

 

Postalisch verwendet wurde der Ortsname Jucha seit 1884 nach einer Ortsnamensänderung aus Neu Jucha, Postamtsblatt  Nr.15 vom 21.3.1884

Der Zusatz Ostpreussen wurde im Postamtsblatt Nr.21 vom 2.6.1885 veranlasst und 1924 in Kreis Lyck geändert. Die Post war in Jucha bereits im Jahre 1868 vertreten mit einer Postexpedition II, diese wurde 1871 in eine Postexpedition gewandelt bis im Jahre 1876 ein Postamt III. Klasse daraus wurde.

 

Der KOS ist bisher von 28.9.1887 bis 27.1.1902 bekannt. 

 

Das preußische Gesetz über die Regelung verschiedener Punkte des Gemeindeverfassungsrechts vom 27. Dezember 1927 sah in seinem § 11-14 die Aufhebung der Gutsbezirke vor. Am 30.9.1928 wurde aus den Landgemeinden Alt Jucha, Neu Jucha und den Gutsbezirken Adlig Jucha, Laszmiaden-See die neue Landgemeinde Jucha gebildet. Mit der Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30.1.1935, wurde zum 1.4.1935 die Landgemeinde Jucha in Gemeinde umbenannt. Am 16.7.1938 änderte sich der Name in Fließdorf, der bis 1945 bestand hatte.

 

Ein in Jucha 1893 an die Minister des Krieges und für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in Berlin aufgegebener Brief eines Kriegsinvaliden aus Sawadden wurde von einem KOS Sammler aus der Sütterlinschrift unverändert mit allen Rechtschreibfehlern "übersetzt". Ich möchte diesen Brief hier als berührendes Zeitzeugnis aus der nicht immer so "guten alten Zeit" vorstellen. Ist doch interessant was man als KOS Sammler so alles finden kann.

 

An die Minister des Krieges und für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Berlin

Sawadden, den 8 ten Januar 1893 

Gesuch des Inhaber des Eisenern Kreutzes II Klasse 

Michael Krzewitzki aus Sawadden b. Gorlowken Kreis Lyck Ostpreussen

 

um Unterstützung 

Dem allerhöchsten Mayestet König und Kaiser von Deutschland

überreiche ich ganz ergebenst meine Angelegenheit:

 

Es wurde bekannt gemacht  durch Tageblatt das die Inhaber des eisenernen Kreutzes II. Klasse 1870/71 im Monat Januar vorgtes Jahres am hohen Reichstag gerichtet worden war eine Ordenszulage von 150 Mark erhalten sollen.

 

So habe ich der hohen Kriegsministerium zu Berlin am 7 Juli v.J. gesucht worauf ich 30 Mark erhalten habe, daher habe noch am 15. September v.J. den bekanntmachung des Tageblats gereicht worauf wurde mir gewiesen das mir der Ehrensold nicht bewiligt sein werden kann.

 

Jetzt bin ich 53 Jahre alt, bin geboren am 29. September 1839 zu Widminnen wurde zum Miltar eingezogen im Jahre 1861 zum 33 Fisilir Reg. Zu Köln am Reihn, dann wurde ich im Jahre 1866 zum Krieg den Feldzug gegen Östereich zur Awanggarde zu der 7 Comp. 33 Fisilir Reg. eingezogen wobei ich siebenmal im Schlachtfeuer sein mußte bei Hünerwasser vor u. Nach Mitag, Schlacht bei Möngengräts, Schlacht bei Königgräts, bei Betagoron, bei Zinain u. Gezelsdorf und dadurch zu Neustadt E.W. im Lazarete 7 Wochen liegen mußte worauf ich meine Brustschwäche erhielt,

wurde wieder im Jahre 1870 zum Krieg gegen Frankreich zum 43 Landwehr Lötzer Battal. eingezogen.

 

Wegegen meiner Auszeichnung am 15. Januar 1871 in  der Schlacht bei Belfurt wurde mir das eiserne Kreuz II Klasse bewiligt, am 19. Januar 1871 bei Sangsesant habe ich zwölf Franzosen in Gefangenschaft genommen, da bin ich wieder vorgegangen und es flosen von undserer Atlarie Grandspliter mir vorbei so hab ich mein Gefähr aufgehoben das sie mir nicht todt schießen sollen, dafür wurde mir versprochen später eine Unterstützung zu erlangen, bis dato erhielt ich nur die 30 Mark avon der hohen Kriegsministeryum und weiter keine Untersützungten, ich leide jetzt Kopf Brust und Bruchschmerzen, habe noch den rechten Arm ausgeschlagenen, worauf ich eine Nachweisung liefern kann; besitze nur eine kleine Besitzung von 90 pf Grundsteuer Reinertrag habe zwei Söhne der alte dint das dritte Jahr beim Militar, der jüngste auch zur Militarversamlung eingeschrieben ist, wegen meiner Krankheit kann ich keine schwere Arbeit leisten und meine Nahrung kümerlich führen muß.

 

So bitte ich Seiner allerhöchsten Mayestet König u. Kaiser mir wenigstens den Ordenszulag welcher am hohen Reichstag gerichtet worden war zu bewilligen:

 

ergebenst!

 

Ferner erlaube ich mir untertenigstnoch eine Bitte!

Ich wohne an Gewäsern und ich kann auch in meiner Noth kein Fisch für mich fangen.

 

Gründe

 

Als mein Ehefrau 48 Jahr alt einer Zeit krank war und sich ein Gerichtfische wünschte so habe ich mit meinem Sohne aufs See gegangen, wobei ich vom Fischaufseher angezeigt wurde, so mußte ich 6 Mark Strafe und der zustendige Kosten zahlen und mein Sohn wurde mit 3 Tagen Gefängniß bestraft ich führe mein Leben sehr elend:

 

So bitte ich Seiner Allergnädichsten Majechstet König Kaiser mir die Erlaubníß zu bewiligen mir in meinen alten Jahren bei Fisch zu fangen

 

ganz untertänichst bitte

 

Michael Krzwewitzki

 

Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, lieber Alfred!

Talsee im Kreis Gnesen

Aktueller Beitrag vom 20.3.2016

Gastbeitrag von Denis Müller aus Herrenberg

„Auf zu neuen Ufern“ ......

 

durchaus auch ein guter Vorsatz für 2016, kam mir kürzlich in den Kopf, als ich die Rückseite der Fotopostkarte mit einem elegant gekleideten Herrn betrachtete. Der dort befindliche, leider etwas suboptimal abgeschlagene Kreisobersegmentstempel von TALSEE im KR. GNESEN verleitet dank des Ortsnamens natürlich zu einem solchen Gedanken.

 

Da die Recherche in der Registratur der KOS von Dieter Sejak zu keinem Ergebnis führte, wuchs, nachdem der Abschlag zur Prüfung per Mail an ihn geschickt wurde, die Spannung, ob mein erster Gedanke sich im übertragenen Sinne tatsächlich auch im Bezug auf den Abschlag bewahrheiten könnte und mir der Zufall ein noch nicht bekanntes Exemplar ans Ufer gespült hatte. Wie sich nunmehr herausgestellt hat, ist dem tatsächlich so. Ich darf als heute in meinem Gastbeitrag einen bisher noch unbekannten Abschlag vorstellen:

 

TALSEE / (KR. GNESEN) / * *  vom 6.6.16

 

 

TALSEE liegt östlich von Gnesen, dem heutigen Gniezno, in Polen an der Bahnstrecke Poznań–Toruń (Posen–Thorn) mit eigenem kleinem Bahnhalt. Bis 1904 noch unter dem Namen Jankowo zu finden, entstand der Ort aus einem Hauptgut und Vorwerk mit Kapelle und zählte im Jahr 1849 nur 12 Häuser mit 122 Einwohnern. Bis Ende des Jahrhunderts wuchs die Zahl der Bewohner auf 238 (Stand 1895).

 

Nach der Umwandlung des Gutsbezirk Jankowo und der ersten Umbenennung von 1904 bis 1918 von Jankowo in TALSEE eröffnete 1906 die hiesige Postagentur, welche der OPD Bromberg angehörte. In den Folgejahren stieg die Zahl der Einwohner bis 1912 sogar auf 369 an.

 

 

Irgendwann in dieser Zeit entstand das Foto auf der Vorderseite der Postkarte. Es zeigt einen uniformierten Herrn. Möglicherweise besteht hier ein Bezug zu dem auf der Rückseite abgedruckten Namen W. Szczepanski aus Wierzbiczany, ein kleiner Flecken südöstlich der Bahnstation gelegen, der eventuell in der Post Talsee seinen Dienst versah? Ab 1918 als Jankowo Dolne bezeichnet, erfolgte 1939 nach der deutschen Besetzung die zweite Umbenennung.

 

Gemäß dem nicht veröffentlichten Erlass des Reichsministerium des Innern vom 29.12.39 hieß der Ort nun wieder Talsee. Durch die Veröffentlichung im Verordnungsblatt des Reichsstatthalters im Warthegau vom 18. Mai 1943 unter der lfd. Nr. 8 für den Kreis Gnesen-Land wurde die Umbenennung mit deutscher Gründlichkeit nun auch noch amtlich.

 

Erst nach dem Ende der deutschen Besatzung erhielt der Ort dann seinen bis heute gültigen Namen Jankowo Dolne zurück und bietet heute unter anderem Möglichkeiten zur Naherholung in der Natur.

 

Denis Müller

Saarbrücken Sankt Arnual

Aktueller Beitrag vom 30.1.2016

Auch nach so vielen Jahren der Erforschung der KOS kommt es vor, das neue, bisher unbekannte Stempel auftauchen. Einer dieser Art ist der aus dem Pfarrdorf Sankt Arnual das der Provinz Rheinland angehörte und im Kreis Saarbrücken lag und um die Jahrhundertwende knapp 2000 Einwohner hatte. 

 

Sankt Arnual war eine eigenständige Gemeinde welche laut Amtsblatt N° 23 vom 21.5.1881 mit einer Postagentur ausgestattet wurde.

Im Jahre 1897 erfolgte die Eingemeindung zu Saarbrücken und dadurch eine Ortsnamensänderung in Saarbrücken- St. Arnual, Amtsblatt N° 35 vom 11.6.1897.

 

1909 kam es zur Vereinigung der "Saarstädte" Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach.

 

Saarbrücken wurde eine Großstadt mit über 100.000 Einwohnern und aus Saarbrücken- St. Arnual wurde Saarbrücken 6, Amtsblatt N° 22 vom 29.3.1909 und es blieb weiterhin nicht mehr als eine Postagentur.

 

 

Das bereits 1884, genauer am 6. August 1884 im Dorf ein Turn- und Sportverein gegründet wurde entsprach dem Geiste der Zeit, aber etwas ungewöhnlich war, die bereits am 11. Mai 1884 erfolgte Gründung des Obst- und Gartenbau-Vereins Saarbrücken – St. Arnual e.V.

 

Ziel der damaligen 37 Mitglieder war es, die Erkenntnisse im Obst- und Gartenbau über Veredlung neuer und nützlicher Obstsorten, neue Pflanzenarten und schöne Blumensorten unter anderem durch Ausstellungen der Öffentlichkeit näher zu bringen. Auf dem Wackenberg wurde unter mühseligen finanziellen Anstrengungen ein Mustergarten angelegt, Jungbäume herangezogen und kostenlos an die Mitglieder abgegeben.

 

Die gute alte Zeit..............