Kadlub-Turawa in Oberschlesien

Aktueller Beitrag vom 14.12.2014

die Landgemeinde Kadlub-Turawa bestand um die Jahrhundertwende aus dem Zusammenschluss von einigen Häuslerstellen, so nannte man früher Kleinstbauern mit eigenem Haus aber wenig Grundbesitz, sowie einigen Gärtnereien.

 

Das Dorf lag in der Provinz Schlesien, gehörte zum Regierungsbezirk Oppeln und seit dem 15.5.1874 dem Amtsbezirk Bierdzian an. Die knapp 800 Bewohner der Landgemeinde (im Jahre 1895) bestritten ihren Lebensunterhalt überwiegend durch die Land- und Forstwirtschaft.

 

Auszug aus einer Postleitkarte des Jahres 1911


Postalisch ging die Entwicklung recht langsam voran, ab dem Jahre 1880 wurde die Landgemeinde Kadlub-Turawa von der Postagentur in Poliwoda mit versorgt.

 

Im Jahre 1905 erhielt das Dorf eine eigene Postagentur welche bis zum 10.8.1936, dem Tag der Umbenennung in Fichten/Oberschlesien, bestand hatte.

 

 

Der KOS aus Kadlub-Turawa ist derzeit bekannt und registriert ab dem 6.7.1910 bis zum 24.12.1922.

 

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien welche am 20. März 1921 stattfand stimmten 171 Wahlberechtigte für einen Verbleib bei Deutschland und 292 für Polen.

 

Kadlub-Turawa verblieb beim Deutschen Reich. 

Postkarte von Kadlub-Turawa vom 17.8.1922 nach Hannover

 

In den 30er Jahren wurde auf dem nahe gelegenen Fluss Malapane ein Staudamm gebaut und der 20 km² große Turawasee entstand. Aus den gefluteten Gebieten wurden die Einwohner mehrerer Siedlungen umgesiedelt.

Der Stausee ist heute beliebtes Ausflugsziel in Polen.

 

Bedanken möchte ich mich bei Gunnar Gruber, Verbandsprüfer für Oberschlesien im BPP, der mir die Abbildung des Briefstückes mit Oberschlesien Marke zur Verfügung stellte.

 

Wer sich für Oberschlesien als Sammelgebiet interessiert, dem sei die Homepage der Interessengemeinschaft Abstimmungsgebiet Oberschlesien genannt, ein Besuch lohnt sich.

 

http://www.os-philatelie.de/index.html



Cassel neuer Entlastet Stempel

Aktueller Beitrag vom 25.10.2014

Es freut mich, das ich heute wieder einmal einen Gastbeitrag von einem langjährigen kompetenten Sammlerfreund veröffentlichen darf, Danke Ralf!

 

Was ist attraktiver: Vorder- oder Rückseite?

 

Manchmal fällt die Entscheidung schwer, welche Seite eines Belegs gezeigt werden soll. Soll in diesem Fall die Vorderseite gezeigt werden, mit dem Rückgabestempel des königlichen  Konsistoriums von Kassel?

 

Ein Konsistorium ist in der evangelischen Kirche eine kirchliche Behörde, die dem Landesherrn, daher in Kassel dem König von Preußen ab 1866 unterstand. Staatsbehörden hatten in Preußen das Recht, nachtaxierten Sendungen den Inhalt zu entnehmen und den Umschlag wieder der Post zurückzugeben. Die hatte dann das Porto vom Absender einzuziehen.  Sparsamkeit galt damals als Tugend!

 

 

Wie uns der Stempel verrät, führte die Behörde ein Konto bei der Post, in dem die abgehenden Sendungen sowie das Porto für die eingehenden taxierten Sendungen eingetragen wurden. Monatlich wurde die Liste der Postanstalt mit der der Behörde abgeglichen und von der Behörde bezahlt. Postgeschichtlich hochinteressant, aber das führt uns hier zu weit.

 

 

Für die Sammler von Obersegmentstempel ist selbstverständlich die Rückseite interessanter. Wann sieht man schon einen Obersegmentstempel in roter Farbe? Hier als „ Entlastet Stempel“ in Kombination mit einem roten Portostempel von Kassel.

 

Sehr attraktiv und die Frage an alle Heimatsammler: Gibt es weitere?  Einfach an Dieter mailen, der freut sich… und ich auch.

 

Ein Gastbeitrag von Ralf Graber aus Heppenheim, Arge Germania

 

Anmerkung:

Dies ist der erste mir bekannte Abschlag des KOS ENTLASTET CASSEL 1

Laubenheim am Rhein

Aktueller Beitrag vom 7.9.2014

das Pfarrdorf in der Provinz Rheinhessen direkt am Rhein gelegen, gehörte dem Kreis Mainz an. Das Dorf hatte im Jahre 1895 ganze 1427 Einwohner welche vornehmlich mit dem Anbau von Wein beschäftigt waren, der in dieser Region eine lange Tradition hat und in Laubenheim schon von den Römern betrieben wurde.

Den Anschluss an die Aussenwelt erhielt das Dorf bereits im Jahre 1853, als die Hessische Ludwigsbahn, eine der größten deutschen Privatbahnen, die Eröffnung der Bahnstrecke Mainz-Ludwigshafen vollzog.

 

Ein spätbarocker Winzerhof im Ort schrieb im besonderen Geschichte, der Marienhof,  in dem im Jahre 1850 von Christian Adalbert Kupferberg die noch heute bekannte Sektkellerei gegründet wurde.

 

Postalisch versorgt wurde das Dorf ab dem Jahre 1859 durch eine Postablage, diese wandelte 1867 in eine Postexpedition bevor im Jahre 1875 eine Postagentur im Dorf eingerichtet wurde.

Sehr verwunderlich das in einer Postagentur in einem doch recht kleinen Ort 2 KOS zeitgleich in Gebrauch waren, zudem noch 2 verschiedene Typen.

 

Fernbrief I. Gewichtsstufe bis 20 gramm, frankiert mit 20.000 Mark, von Laubenheim nach Wiesbaden vom 24.8.1923 dem ersten Tag dieser Portoperiode welche bis zum 31.8.1923 galt, einen Tag später kostete der gleiche Brief dann 75.000 Mark.

 

Entwertung mit dem KOS Typ V/3 LAUBENHEIM (RHEIN)

 

Der Typ V/3 ist derzeit bekannt ab dem 16.10.1894 bis ins Jahr 1924

 

Ganzsachen Postkarte mit Zusatzfrankatur von Laubenheim nach New York vom 17.6.1933

 

Entwertung mit dem KOS Typ V/1 LAUBENHEIM (RHEIN) * a

 

Der Typ V/1 ist derzeit vom 10.10.1890 bis zum 17.6.1933 bekannt.

 

Erwähnenswert ist noch, das das Dorf nach fast 1200 jähriger Unabhängigkeit im Jahre 1969, gegen den Willen der Bevölkerung, nach Mainz eingemeindet wurde.

Költschen in der Neumark

Aktueller Beitrag vom 6.8.2014

ein Dorf im Königreich Preussen das in der Provinz Brandenburg lag, zum Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder gehörte, genauer zum Kreis Oststernberg in der Neumark. Das Dorf hatte um die Jahrhundertwende knapp 1200 Einwohner welche sich vornehmlich von der Landwirtschaft und der Torfstecherei ernährten.

Es gab noch einen kleinen Fährbetrieb über die Warthe, ansonsten war das Dorf von der Aussenwelt abgeschlossen, bis im Jahre 1915 die Eisenbahnlinie Küstrin - Hammer erweitert wurde und Költschen eine Haltestelle erhielt.

Auszug aus einer Postleitkarte aus dem Jahre 1900, es zeigt, hinter Költschen ist die Welt zu ende.

 

Das Dorf hatte erst seit dem Jahre 1871 eine eigene Postagentur, eine größere Poststelle erhielt der Ort nie.  Der KOS ist derzeit vom 5.9.1890 bis zum 6.9.1923 bekannt. 

Portopflichtige Dienstsache von Költschen nach Sonnenburg 5.9.1890

 

Abgelöst wurde der KOS von einem KBS (Kreis-Brücken-Stempel) mit einer 24 Stunden Uhrzeitgruppe.  Ein genaues Datum ist derzeit leider nicht bekannt, das derzeit füheste "mir" bekannte Datum des KBS stammt aus dem Jahre 1939.

Da die Einführung der 24 Stunden Stempel erstmals im Amtsblatt Nr.26 aus dem Jahre 1927 verkündet wurde und die Stempelgeräte nicht aprupt gewechselt wurden, sondern nur bei Reparaturen vorhandener Stempelgeräte bzw. Neuanschaffungen von selbigen in Betracht kam,  bleibt für den KOS noch ein wenig "Luft" nach 1923.

Sogenannte "Eichenblatt Litho" Gruss aus Költschen mit Abb. des Gasthofes Koberstein, Materialwarenhandel Lischke, Gasthof Winterfeld, der Schule und der Kirche.

 

Während der NS Zeit wurde in der Nähe des Bahnhofsgeländes ein Arbeitslager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) errichtet. Im Frühjahr 1945 wurde das Dorf von der Roten Armee besetzt, im darauffolgenden August wurde die ansässige Bevölkerung (947 Einwohner) vertrieben und das Dorf kam unter dem Namen Kolczyn zu Polen.

Sensationelles aus Lövenich im Bezirk Cöln

Aktueller Beitrag vom 29.6.2014

das von der Landwirtschaft geprägte Dorf gehörte seit dem Jahre 1815 zum Königreich Preussen und ab dem Jahre 1816 zum Landkreis Köln.

 

Im Jahre 1869 wurde die neue Schule gebaut in der fast 100 Jahre Unterrichtet wurde. Es folgte im Jahre 1870 der eigene Bahnhof, der Ort war ab dato Eisenbahnstation der Linie Köln - Langerwehe. 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann Lövenich kontinuierlich anzuwachsen, der Ort zählte im Jahre 1895 bereits 2900 Einwohner.

 

Mit der Amtsblatt Verfügung Nr.9 vom 27.1.1876 wurde die Eröffnung der Postagentur in Lövenich zum 1.2.1876 bekannt gegeben. Aus dieser Postagentur wurde am 1.4.1908 ein Postamt III. Klasse.

 

Kartenbrief von Lövenich nach Cleve vom 9.12.1897

 

Der KOS LÖVENICH (BZ. CÖLN) * * war mir lange mit den Verwendungsdaten 9.2.1896 bis 1.3.1908 bekannt, was ich auch weitgehend mit den bekannten Daten des Vereines der Kölner Postgeschichte e.V. deckt, der Nachfolger, ein Kreisgitterstempel LÖVENICH * (Bz. CÖLN) * ist ab dem Jahre 1914 registriert.

 

Nun kommt aber die eigentliche "Sensation", der KOS LÖVENICH (BZ. CÖLN) ** abgeschlagen auf einem Auslandsbrief nach St. Gallen in die Schweiz vom 19.10.1929

 

Was ist daran nun die "Sensation", abgesehen von einer erheblich späteren Verwendung als bisher bekannt? 

Es ist die gesteckte Jahresangabe, die nicht wie üblich neben dem Tag und Monat in der gleichen Zeile ist, sondern unterhalb der Tages-Monatsangabe, dort wo sonst die Uhrzeitgruppe mittig platziert wurde, die hier ganz fehlt.

 

Bei KOS der Deutschen Kolonien ist es üblich das die Jahreszahl unten mittig angebracht wurde, im Reichspostgebiet ist dies der erste Abschlag seiner Art der mir bekannt wurde.

Dem Verein für Kölner Postgeschichte e.V. war dieser Abschlag ebenfalls unbekannt. 

 

Der späteste derzeit bekannte KOS

Aktueller Beitrag vom 25.5.2014

Über lange Jahre hinweg war die Entwertung des KOS ESPERSTEDT  auf Feldpostbrief vom 3.7.1944, vorgestellt im Aktuellen Beitrag vom 15.11.2004, das späteste "normale" Verwendungsdatum eines KOS.

 

Dieses Letztdatum hielt sich wirklich tapfer, bis mich vor einiger Zeit ein befreundeter Händler anrief, er hätte da eventuell etwas für mich. Hübsch wäre der Beleg beileibe nicht, die Erhaltung eher dürftig, eine seltene Karte ist es auch nicht........................................ABER!

 

Postkarte von Esperstedt nach Bergzabern vom 6.1.1945

Danke Oliver Klimek aus München das du dabei an mich gedacht hast.

 

Esperstedt, die kleine Landgemeinde in Thüringen am Kyffhäuser Gebirge gelegen hatte um die Jahrhundertwende ganze 795 Einwohner, diese Zahl hatte auch noch im Jahre 1938 bestand, fast könnte man meinen, ein beschaulicher Ort. Die Postagentur in dem Dorf wurde im Jahre 1894 eröffnet, der KOS ist bekannt ab dem Jahre 1902, zuerst mit Sternen, in den Abschlägen 1944 und 1945 sind diese nicht mehr zu erkennen, dennoch handelt es sich um das gleiche Stempelgerät.

 

Die Bewohner ernährten sich von der Landwirtschaft oder arbeiteten in der Nachbargemeinde Oldisleben wo sich neben einem Kalibergwerk auch eine Zuckerfabrik befand. Am 4.5.1907 wurde eine Privatbahn von Esperstedt nach Oldisleben eröffnet um dem Kalibergwerk die Infrastruktur zu bieten, was sich anfangs auch in Form von Einnahmen rechnete. Nach der Einstellung der Kaliförderung gingen diese Einnahmen merklich zurück und die Privatbahn wurde 1923 in die Thüringische Eisenbahn AG eingegliedert um die Existenz zu erhalten.

 

Im Jahre 1935 wurde in Esperstedt ein Einsatzflughafen der Luftwaffe eingerichtet der bis ins Jahr 1945 bestand hatte. Die Amerikaner griffen den Flughafen am 8.2.1945 an und zerstörten ihn. Gebäudereste gibt es noch heute, diese werden von einem Betonmischpunkt benutzt, die Flächen der Flugfelder werden wieder Landwirtschaftlich genutzt.

Neues vom KOS NEUKÖLLN

Aktueller Beitrag vom 21.4.2014

Im Infla Bericht Folge 252 (Seite 18) stellte ich im Dezember 2013 das bis dato einzig bekannte Stück des KOS Abschlages Neukölln nochmals vor, mit dem Hinweis das es sich bei dem vermeintlichen Kennbuchstaben "a" um ein "s" handelt und habe dies auch anhand eines bearbeiteten Scans verdeutlicht.

  

Versehen habe ich den Beitrag mit der Bitte, falls jemand einen solchen Stempel in seiner Sammlung hat, ihn doch zu melden. Bevor mein Stück vor Jahren bekannt wurde, hörte man von Verbandsprüfern des Infla Gebietes, es handele sich um einen "Geisterstempel" der nur aus Zeichnungen bekannt ist.

 

Es geschah das unglaubliche, ein langjähriger Sammlerfreund, Peter Kropfelder aus Regensburg, sendete mir seinen Fund, gleiche Freimarke, gleicher Stempel, gleiches Datum, gleiche Uhrzeit. 

 

 

Nun bin ich gespannt ob sich nach all den Jahren noch weitere Stücke finden, ein Ganzstück wäre wünschenswert, man darf ja träumen!

St. Michaelisdonn in Holstein

Aktueller Beitrag vom 6.4.2014

Kirch-Dorf in Deutschland, Kgrch Preussen, Prov. Schleswig-Holstein, Kreis Süderdithmarschen, 1118 Einwohner (stand 1895) . Eine Überregionale Bedeutung erlangte St. Michaelisdonn bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts durch den Bahnhof und die ehemalige Zuckerfabrik, dem industriellen Wahrzeichen des Ortes.

 

Im Jahre 1880 nahm die Zuckerfabrik ihren Betrieb auf, um die Zuckerrüben der umliegenden Landwirte aus Süderdithmarschen zu Zucker zu verarbeiten. Deswegen wurde auch schon bald darauf eine Bahnlinie von St. Michaelisdonn nach Marne und Friedrichskoog eingerichtet, denn so konnten die Rüben dann per Bahn in die Fabrik transportiert werden. 

 

Ansichtskarte Gruss aus St. Michaelisdonn, welche die Zuckerfabrik, den Bahnhof und den Gasthof von J. Hass zeigt.

 

In den besten Jahren der Zuckerfabrik St. Michaelisdonn wurden mehr als 700.000 Tonnen Zuckerrüben jährlich verarbeitet.

Dies geschah in der sogenannten "Kampagne" von September bis Dezember. Nur in diesem Zeitraum im Herbst stand die Fabrik dann auch wirklich "unter Dampf". Dafür wurde rund um die Uhr gearbeitet.

 

Mehr als 120 Personen fanden dann ihre Arbeit in der Zuckerfabrik. Die Fabrik hatte für den Ort und die nähere Region eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, sorgte für Wertschöpfung, Arbeit, Steuereinnahmen und Ausbildungsplätze. Viele Donner Familien lebten von der Arbeit in der Zuckerfabrik.

 

Postalisch war der Ort ab dem Jahre 1873 mit einer eigenen Postagentur

(Amtsblatt 1873 Seite 376),  welche der OPD Kiel zugeteilt war, ausgestattet.

 

Durch das doch recht hohe Postaufkommen wurde die Postagentur bereits  im Jahre 1906 in ein Postamt III. Klasse gewandelt.

 

Als Poststempel wurde zuerst ein Einkreisstempel, der seit dem 18.9.1873 bekannt ist, eingeführt.

 

Der KOS ist derzeit ab dem Jahre 1903 bekannt, das letzte derzeit bekannte Verwendungsdatum stammt aus dem Jahre 1921.

Altreichenau Kreis Bolkenhain

Brief an den Deutschen Kaiser in Berlin

Aktueller Beitrag vom 2.3.2014

Altreichenau, eine kleine Stadt mit fast 3000 Einwohnern um die Jahrhundertwende. Der Ort gehörte der Provinz Schlesien an, war dem Kreis Bolkenhain zugeteilt. Neben einer großen Weberei bot lediglich die Landwirtschaft und der Gemüseanbau Arbeit.

 

Seit dem Jahre 1874 war die Landgemeinde Altreichenau auch Sitz des Amtsbezirks Altreichenau der 1933 in den Landkreis Landeshut und 1934 in den Landkreis Waldenburg umgegliedert wurde. Nach dem 2. Weltkrieg viel Altreichenau wie ganz Schlesien an Polen und der Ort wurde umbenannt in Stare Bogaczowice.

 

Postalisch fand sich in dem Ort bereits 1812 eine Poststation der verschiedene Postexpeditionen folgten bis im Jahre 1876 ein Postamt III. Klasse in der kleinen Stadt eingerichtet wurde.

 

Der KOS ist derzeit von 1908 bis 1920 nachgewiesen.

Fernbrief per Einschreiben von Altreichenau nach Berlin vom 18.2.1909, Adressiert an "Seine Majestät den Deutschen Kaiser und König von Preußen in Berlin".

Rückseitiger Ankunftsstempel BERLIN C Kabinettspostamt 18.2.1909

 

 

Das Kabinettspostamt war eine selbstständige Abteilung, die im Hof-Postamt untergebracht war. Der gesamte Brief-, Telegramm- und Paketverkehr aller Mitglieder des Königlichen Hauses wurde hierüber abgewickelt. Das Kabinettspostamt wurde zum 1. July 1919 aufgehoben.

Arensdorf im Kreis Lebus

Aktueller Beitrag vom 2.2.2014

Arensdorf, ein kleines Dorf mit Gutshof lag im Kreis Lebus und gehörte der Provinz Brandenburg an. Die Bewohner, um 1900 waren es gerade einmal 630, lebten von der Landwirtschaft, sowie von der ansässigen Fabrik für Stärke und einzelner Brennereien.

 

Postalisch versorgt wurde das Dorf bereits 1865 durch eine Postexpedition II, diese wurde 1876 gar in ein Postamt III. Klasse gewandelt, woraus aber bereits 1 Jahr später, 1877,  in eine kleine einfache Postagentur in der Oberpostdirektion Frankfurt/Oder wurde.

 

 

Das Dorf samt Lehngut wurden um die Jahrhundertwende dem Königlichen Rentamt in Fürstenwalde zugeteilt, das Lehngut selbst wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts mehrfach verkauft, 1904 erwarb es der Rittergutsbesitzer von Alvensleben zu Falkenberg der auch weitere Höfe in der Gemarkung von Arensdorf kaufte und am ende fast 20% der Gemarkung sein eigen nannte.

Im Jahre 1910 wurde mit dem Bau der längsten Strecke der Oderbruchbahn, der Kleinbahnlinie von Fürstenwalde nach Wriezen begonnen.

 

Diese Bahnstrecke verband weite Teile des Oderbruchs und der Lebuser Hochfläche auf insgesamt 93,6 Kilometern. Die Strecke wurde bereits am 3. Juni 1911 eingeweiht und Arensdorf erhielt hier eine Bahnstation mit Güterabfertigung.

 

 

 

Der KOS aus Arensdorf ist ab dem 7.8.1910 registriert, das derzeit späteste bekannte Verwendungsdatum datiert vom 23.8.1932

K.D. Feldpoststation Nr 79

Aktueller Beitrag vom 4.1.2014

 

Es freut mich das das Interesse an der Stempelgruppe weiter ungebrochen ist, so kann ich das Jahr 2014 direkt mit einem Gastbeitrag beginnen.

Mein Dank gilt Denis Müller aus Herrenberg, der in diversen Internetforen unter dem Namen "Webpirate" bekannt ist, für seine Arbeit und Unterstützung.

 

Irrungen und Wirrungen des Krieges

 

Ein außergewöhnlicher Beleg, der erst auf den zweiten Blick, nämlich bei dem auf die Rückseite, seine Besonderheiten offenbart, ging mir kürzlich im Netz ins Netz.

Bekannt ist ja, dass es aus dem Gebiet der Feldpoststempel des I. Weltkrieges zwei Kreisobersegmentstempel gibt, die den Sondertypen zugeordnet werden.

 

Einer dieser recht selten zu findenden Abschläge ist der

 

K.D. FELDPOSTSTATION  Nr 79

 

Derselbe Stempel ist auch mit der Feldpoststation Nr. 78 bekannt. Beide Stempel haben nur eine Anzeige des Tages und des Monats, die Jahreszahl ist nur durch den Text auf den Belegen festzustellen.

 

Und genau hier begann die Verwirrung. „14.4.14“ war dort zu lesen. Ein Blick in das Handbuch der Kreis-Obersegment-Stempel und weitere online verfügbare Quellen offenbarte, das es ein neues Frühverwendungsdatum sein könnte. Ein dickes Fragezeichen tat sich bei Dieter Sejak auf: „Ein neues Frühdatum ja, kann das aber im April 1914 überhaupt sein?“

 

Das Datum sprach eigentlich zunächst für sich. Es ergab sich eine kurze Diskussion mit mehreren Forumsmitgliedern die aber schließlich in der einstimmigen Meinung endete, dass es sich hier nur um einen Irrtum des Schreibers handeln konnte? Warum, werden Sie sich jetzt sicher fragen haben Sie es gleich entdeckt?

Hierfür gibt es einen recht eindeutigen Grund, der sich bereits bei einem kurzen Blick in die Geschichtsbücher gezeigt hätte. An den  1. Weltkrieg dachte im April 1914 noch niemand. Der Auslöser, nämlich das Attentat auf den österreichischen Erzherzog Franz Ferdinand, fand erst am 28.06.1914 statt, also gut zwei Monate nachdem dieser Brief vermeintlich vom Schreiber verfasst wurde.

 

Zudem ist der Stempel in der Fachliteratur der Feldpost, als Schriever Nummer 1389, Stempel der Feldpoststation Hirson / Frankreich, bekannt. Und über Hirson hätte man direkt stolpern können, wenn der Blick nicht nur aufs Datum sondern auch auf den Ort, den ich wohl aber zunächst nicht als Hirson entziffert hätte, gerichtet worden wäre.

 

 

Mit diesen beiden Informationen wäre es ein leichtes gewesen, dass Datum als Schreibfehler zu erkennen und auch die Spekulation, ob es sich ggf. um einen Abschlag von einem Manöver hätte handeln können, wäre mir damit erst gar nicht in den Sinn gekommen, da Hirson zu dieser Zeit noch nicht von den deutschen Truppen besetzt war.

 

Eine kurze Recherche ergab dann schnell noch folgende Hintergrundinformationen auf der Seite des Volkswohlbund:

 

 

„Der deutsche Soldatenfriedhof Hirson wurde im September 1914 von der deutschen Truppe angelegt und bis Kriegsende 1918 als Begräbnisstätte genutzt. Nach dem deutschen Vormarsch im Sommer und dem anschließenden Rückzug von der Marne im September 1914 entwickelte sich der Bahnknotenpunkt Hirson in zunehmendem Maße zu einem zentralen Ort für den Nachschub im Frontbereich zwischen Reims und St. Quentin sowie zu einer bedeutenden Lazarettstadt. Dementsprechend befinden sich unter den Toten viele, die hier ihren Verwundungen erlegen sind, oder die im Etappendienst tätig waren und durch Unfälle oder Krankheiten ihr Leben verloren. Unter Ihnen befanden sich Eisenbahner, Straßen- und Brückenbauer, Fahrer, Handwerker, Sanitätspersonal u.a.m.

Mit jeder Schlacht - ob 1914 an der Aisne oder 1916 an der Somme - kamen erneut größere Verwundetentransporte durch Hirson. Der weitaus größte Teil der hier Bestatteten war jedoch Opfer der Kämpfe des Jahres 1918- angefangen mit der Großen Schlacht in Frankreich im März/April, im Mai mit dem deutschen Angriff auf den Chemin-des-Dames, der bis zur Marne vordrang, der Schlacht bei Noyon im Juni bis hin zu den Rückzugskämpfen in der zweiten Jahreshälfte 1918. Die letzte Bestattung durch die deutsche Truppe erfolgte am 7. November 1918, zwei Tage vor dem Waffenstillstand. Die französischen Militärbehörden betteten nach dem Kriege weitere deutsche Kriegstote, deren provisorische Grabstätten in 18 Gemeindebereichen gefunden wurden, zu. Die hier Ruhenden gehörten Truppenteilen an, deren Heimatgarnisonen in nahezu allen Ländern und preußischen Provinzen des damaligen Deutschen Reiches lagen.

 

Instandsetzungsarbeiten zwischen den Kriegen:

Erste Arbeiten zur Verbesserung des Zustandes des Friedhofes führte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. aufgrund einer 1926 mit den französischen Militärbehörden getroffenen Vereinbarung aus. Das Problem einer dauerhaften Kennzeichnung der Gräber blieb allerdings infolge Devisenmangels und des 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkrieges ungelöst.

 

Endgültige Gestaltung:

Nach Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens vom 19. Juli 1966 konnte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. - finanziell unterstützt von der Bundesregierung - die endgültige Gestaltung der deutschen Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges in Frankreich vornehmen. Nach einer grundlegenden landschaftsgestalterischen Überarbeitung des gesamten Friedhofsgeländes , u.a. mit Ergänzungspflanzungen von Bäumen und Büschen sowie Begrünung der Wege und Gräberflächen, folgte ab 1978 der Austausch der bisherigen provisorischen Holzgrabzeichen gegen Kreuze aus Naturstein mit eingravierten Namen und Daten der hier Ruhenden.

 

Von den 1.301 deutschen Gefallenen ruhen 1.103 in Einzelgräbern. In zwei Gemeinschaftsgräbern mit 198 Opfern sind 15 namentlich bekannt. Auf dem Friedhof ruhen außerdem 289 rumänische, 159 russische Soldaten, die in deutscher Kriegsgefangenschaft starben, sowie eine deutsche Krankenschwester.

 

Mir als noch „jungem“ Sammler, nicht des Alters aber der Beschäftigung mit der Materie wegen zeigt sich an diesem Beispiel, dass nur mit guter Literatur oder Recherche eine wirklich verlässliche Bewertung von Sachverhalten und die Einordnung in die geschichtlichen Zusammenhängen möglich ist und dass man durch eine vorschnelle Annahme auf der Basis unzureichender Informationen womöglich auf Irrwege gerät.

 

Denis Müller, Herrenberg