Historie der Kreis-Obersegment-Stempel

Im Jahre 1983 erschien der II. Teil des MICHEL Stempel-Handbuches, der sich mit nachklassischen Stempeln der Deutschen Reichspost befasst, und zwar mit denjenigen der Periode von ca. 1880 bis 1900. Die Kreis-Obersegment-Stempel erhielten die Bezeichnung, nach Michel Gruppe V.

Auch heute, über 20 Jahre nach erscheinen dieses Werkes, ist keine amtliche Verfügung bekannt geworden, wodurch die Einführung dieser Stempel vorgeschrieben wurde. Die Mitarbeiter des Michel-Stempel-Handbuches vertraten die Meinung, die Einführung der Stempel müsse recht bald nach der amtlichen Verfügung vom 7.1.1884 erfolgt sein, die eine Neueinführung bzw. Herstellung von Rahmen-Stempeln untersagte. Dadurch war man gezwungen sich Alternativen zu suchen. Dieser Meinung kann man sich heute, mehr denn je, anschließen. Der früheste, mir bekannte Stempelabschlag dieser Gruppe datiert vom 13.3.1884, der späteste Abschlag stammt von einem Feldpostbeleg und trägt das Datum 6.1.1945, also mehr als 60 Jahre!

Die Kreis-Obersegment-Stempel dienten vornehmlich dazu, längere Ortsbezeichnungen mit Zusatzbezeichnungen in den Rundstempeln unterzubringen, was einen reibungslosen Ablauf des Postbetriebes gewährleisten sollte. Bei Orten mit gleichlautenden Ortsnamen war eine Zusatzbezeichnung, die einen Hinweis auf die Region gab, in der sich der Ort befand, wegen der Verwechslungsgefahr unentbehrlich. Ersparte sie dem Postbeamten doch das lästige und zeitraubende Nachschlagen im Ortsregister. Fehlleitungen von Postsendungen wurden dadurch verringert.

Die Stempel fanden neben dem Reichspostgebiet auch Verwendung in den deutschen Abstimmungsgebieten Marienwerder und Oberschlesien, der Freien Stadt Danzig und dem Saargebiet. Aus dem Memelgebiet ist bisher nur ein einziger Stempelort bekannt und zwar der Ort Kampspowilken aus der OPD Gumbinnen. In den Jahren 1918 bis 1920 kommen die Stempel auch auf Markenausgaben von Frankreich und Polen vor, die nach dem 1. Weltkrieg Gebiete des Deutschen Reiches zugesprochen bekamen und bis zur Beschaffung/Herstellung eigener Stempel diese weiter verwendet haben. 
 
Der Verfasser der beiden Michel-Stempel-Handbücher, Dr. Salm aus Freiburg stellte im II. Band die Frage, warum wohl das Formelement des Segments in die Stempel eingefügt worden sei. Mangels irgendwelcher amtlicher Unterlagen hierüber hat er nur die Erklärung, dass das (Ober-)Segment als Zierstück angesehen wurde, weil man es als Bedürfnis empfand, die Stempel der Reichspost auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild stilvoll und in guter Form zu gestalten. Wenn diese Begründung auch etwas spekulativ ist, so ist Dr. Salm im Ergebnis doch darin zuzustimmen, dass das Sammeln dieser Stempel einen eigentümlichen Reiz besitzt, der durch das Segment hervorgerufen wird. (Anmerkung: Ein Grund für das Einfügen des Segments könnte auch  gewesen sein, dass es die oben und unten angrenzenden Buchstaben des Ortsnamens gegen Beschädigungen oder vorzeitige Abnutzung an den Rändern schützte).
 
Dem Autor und den Mitarbeitern der beiden Michel-Stempel-Handbüchern ist zu danken, denn diese Werke waren die Basis für weitere Forschungen und haben das Interesse an Stempeln aus diesem Zeitraum erstmals richtig geweckt. Auch wenn aus heutiger Sicht nicht mehr alle Nomenklaturen bestehen bleiben können, es war ein Anfang!

Was die Mitarbeiter der Stempelhandbücher alles geleistet haben und mit welchen Mitteln bzw. Aufwand, das sollen diese 4 Stücke, die aus dem Nachlass der KOS von Gotwin Zenker stammen, einmal verdeutlichen.

Auf Butterbrotpapier oder auch Pauspapier abgezeichnete Stempelabschläge zur Archivierung. Heute Stempel auf den Scanner und fertig ist eine Digitale Kopie, wir haben es heute einfacher!

Vor etlichen Jahren habe ich innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Krone/Adler den Posten des Sachbearbeiters dieser Stempelgruppe übernommen und die noch spärliche Registratur überarbeitet-fortgeführt und ein Stempelarchiv angelegt. In diesem Archiv sammele ich nun schon viele Jahre, jeden Gr.V Stempel auf jeder theoretisch möglichen Markenausgabe, egal ob Kopie oder Original.

 

Das beginnt mit der Markenausgabe Pfennig - Krone/Adler - Germania mit Inschrift Reichspost - Germania mit Inschrift Deutsches Reich - Inflationsausgaben - Weimarer Republik bis hin ins III. Reich.

 

Derzeit habe ich in der aktuellen Registratur (stand 1.07.2013) 3253 verschiedene Stempel gelistet, das sind seit dem Erscheinen des Handbuches im Jahre 2003 ganze 350 neue Stempelgeräte.

 

Die Forschung und Registratur geht auch nach meinem Austritt aus der Arge Krone/Adler unverdrossen weiter und ich will ihnen mit dieser Homepage weiterhin Spaß am Thema Stempel sammeln zu vermitteln.