Rezension von Wolfgang Maassen

BDPh Verbandszeitung Nr. 315

Die Erforschung und das Sammeln sowie das Katalogisieren von Stempeln geht im deutschen Philateliebereich auf die Zeiten eines Adolf Reinheimer zurück, dessen Katalog der deutschen Entwertungsarten 1849-75, erschienen in Frankfurt 1891/92, der Markophilie lebhaften Aufschwung gab.


Zu seiner Zeit konnte Reinheimer noch nicht von der Perfektion und dem hohen Niveau der Stempelforschung träumen, die diese in manchen Veröffentlichungen unserer Zeit erreichen sollte. Mit dem hier nun von der Arbeitsgemeinschaft Krone/Adler e.V. vorgelegten Handbuch wird ein Paradebeispiel der Stempelforschung, aber auch der hochwertigen Gestaltungs- und Druckkunst präsentiert, das – dank einer nennenswerten finanziellen Unterstützung der Gotwin-Zenker-Stiftung für philatelistische Literatur – wirklich als Aushängeschild ihres Genre Geltung beanspruchen darf.

Von den seit 1884 verwendeten Kreis-Obersegment-Stempeln hat der Autor über mehrere Jahrzehnte hinweg nahezu 3.000 verschiedene listen und belegen können. Sie waren bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Gebrauch (1944), also rund 60 Jahre, und fanden nicht nur im Deutschen Reichspostgebiet, sondern auch in den Abstimmungsgebieten Marienwerder und Oberschlesien, der Freien Stadt Danzig und dem Saargebiet Verwendung. Selbst aus dem Memelgebiet ist ein Stempel bekannt, sie kommen aber auch auf Marken von Frankreich und Polen vor. Die Sammler der "Kleinbuchstaben-Stempel" finden  in dem umfangreichen Werk die Angabe von Innendienststempeln und Sondertypen dieser Stempelform vor.

Dem Leser wird die im Buch verwendete Nomenklatur erklärt, die Haupttypen (mit Angaben der bisher bekannten Abschläge und der Verwendungszeiten), es folgen ausführliche Angaben zur Bewertung (unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Stempeltypen in den verschiedenen Marken-Perioden) und dann auf rund 110 Seiten erst einmal eine alphabetische Aufteilung der registrierten Stempel. Auch hier sind jeweils jedem Stempelort der OPD Bezirk und belegte Früh- und Spätdaten zugewiesen. Heimatsammler werden die zusätzliche Listung der Stempel, geordnet nach Oberpostdirektionen, zu schätzen wissen.

Wenn dies nicht schon beeindruckend genug wäre, dann darf das Lob sicherlich auch der Fülle der Farbabbildungen gelten. Über 500 Belege und Ausschnitte sind in bester Farbreproduktion wiedergegeben, einfach brillant! Den Stempelliebhaber dürfte dieses neue Handbuch zu einem Literaturliebhaber bekehren, denn übersichtlicher und umfassender kann man die Materie wohl kaum darstellen.